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Justizvollzugsanstalt Karlsruhe im Jahre 1900 Geschichte des Hauses

Gefangene hatte man früher im Rathausturm oder in dem schmalen Zellenbau, der ehemals im Hof des Landgerichts stand, eingesperrt. Doch mit der wachsenden Einwohnerschaft Karlsruhes stiegen die Gefangenenzahlen an; unerträglich wurde die drangvolle Enge in den Zellen, der Platz reichte nicht mehr aus. Man plante daher ein neues Gebäude auf einem Grundstück zwischen heutiger Stabel- und Riefstahlstraße. Ein landläufiger Gefängnisbau hätte dort neben den Kirchen, öffentlichen Bauten und Villen das städtebauliche Gesamtbild gestört. Prof. Eugen von Jagemann (1849-1926), der aus dem badischen Justizdienst kam und mit Strafvollzugsfragen vertraut war, schlug daher vor, nach dem Vorbild des Sankt-Petersburger Untersuchungsgefängnisses einen aufgegliederten Bau zu errichten, dessen Außenfassade an ein Museum erinnert. Der mit dem Entwurf befasste Oberbaudirektor Josef Durm (1837-1919) griff die Idee auf und schuf in den Jahren von 1894 bis 1897 einen rechteckigen Baukörper mit abgerundeten Kanten und einer unauffällig wirkenden Neorenaissance-Fassade.

Der Sockel und die Fensterumfassungen des dreistöckigen Bauwerks sind in Sandstein, die übrigen Außenflächen in rötlich-gelben Backsteinen ausgeführt. Der Dachstuhl musste nach Bombenschäden neu errichtet und mit Schiefer eingedeckt werden. Die Außenmaße des Baus betragen 77 x 47 m. Seine Flügel umschließen einen geräumigen, etwa 60 m langen und 30 m breiten Innenhof, auf den sämtliche Zellen ausgerichtet sind. Dank dieser Bauweise verlaufen im Inneren alle Flure an der zur Straßenseite gehenden Wand, so dass nach außen hin keine vergitterten Zellenluken, sondern frei gestaltete größere Bogenfenster angebracht werden konnten. In den Ostflügel des Gevierts ist ein herausragender, erhöhter Mittelbau eingelassen, in dem die Verwaltungsräume mit Krankenrevier, Arztzimmer, Bibliothek und Anstaltskapelle sowie im Untergeschoss eine Küche untergebracht sind. In den Untergeschossen der Seitenflügel befinden sich die Werkstätten, der Zentralheizungskeller und das Waschhaus. Alte Baugrundrisse lassen ersehen, dass in einer Hofecke ein längst verschwundenes Schafottfundament angelegt war. Bis etwa Mitte der dreißiger Jahre sollen dort zu Todesstrafe Verurteilte hingerichtet worden sein.

Bei der Erbauung verfügte das Amtsgefängnis über 124 Einzelzellen, zehn Krankenzellen und vier Arbeitszellen. Als normale Gesamtbelegung war früher eine Zahl von 162 Gefangenen vorgesehen, heute geht man nach Veränderung einzelner Zellen von 111 Haftplätzen aus. In den ersten Nachkriegsjahren waren allerdings bis zu 400 Personen hinter den Mauern verwahrt.

Bis zum Ende des zweiten Weltkrieges befand sich im Hause zugleich eine abgesonderte Frauenabteilung, seit längerem aber sind weibliche Gefangene in speziellen auswärtigen Anstalten untergebracht.

 

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